Ein fotografischer Reisebericht von Kurt O. Wörl:
Das war eine große Freude, als mich einer der Eigentümer von „Miss Sophie“, nämlich Thomas Plödt, einlud, mit zu einem Oldtimertreffen und Flugtag nach Schameder zu fliegen, natürlich mit „Miss Sophie“.
Sonntagmorgen, auf dem Flugplatz Lauf-Lillinghof:
Thomas hat das gute alte „Mädchen“ bereits am Vortag aus Rosenthal (dem Heimatflugplatz der gelben Tiger Moth) geholt.
Es war ein schöner, aber doch kühler Morgen. Wie kühl, das durfte ich unmittelbar nach dem Start erfahren.
In diesem Cockpit also werde ich einen Großteil dieses Tages verbringen. Doch zunächst musste mit dem Propeller – nach alter Manier – erst einmal der Motor angeworfen werden. Miteigentümer Herbert Schmidt war so freundlich, bevor er sich auf wichtigeres, auf seinen Hochzeitstag nämlich, zu konzentrieren hatte.
Unser Flug würde etwa 2 1/2 Stunden dauern. Mann, so hat mich noch nie vorher gefroren!!!
So aufregend es war, den Fahrtwind direkt zu spüren, aber ich hatte keine Handschuhe dabei. Über die Intercom-Anlage teilte mir Tommi zwar süffisant mit, dass sich im Gepäckfach, hinter seinem Sitz, solche Fingerwärmer befänden, doch was hilft dieses Wissen nach dem Abheben?
Zunächst fror ich mich durch nach Gelnhausen, nördlich-östlich Frankfurt/Main. Dort sollte eine zweite Tiger Moth zu uns stoßen und außerdem wollen wir dort noch Sprit aufnehmen.
Das hat geklappt: Wir trafen den Gelnhausener Tiger-Piloten, Miss Sophie bekam den Tank gefüllt und ich endlich Handschuhe. Jetzt, nachdem mir wärmer war, konnte ich den Flug erst richtig genießen. Und ich sage Euch… unbeschreiblich!
Im Verbandsflug ging es weiter Richtung Schameder, wo wir rund 2 1/2 Stunden nach unserem Start in Lauf ankamen.
In Schameder angekommen, machten wir zuerst Bekanntschaft mit einem strengen Controller am Turm: Keine Erlaubnis zum Überflug… schade, die Zuschauer hätten das sicher genauso genossen wie wir.
Also landeten wir und parkten die beiden „Motten“ so, dass die Flugtagsbesucher sie gut betrachten konnten. Außerdem erhielt der alte Flugdrachen ein Schild um den Propeller gehängt, von welchem Interessierte etwas über die Geschichte und die technischen Daten des betagten Fliegers erfahren konnten.
In Hintergrund, neben Miss Sophie steht übrigens ein Ultraleicht-Hubschrauber.
Die Gelnhausener „Motte“ parkte gleich neben an. Sie ist jüngeren Baudatums und daher etwas moderner ausgestattet: Mit Anlasser, Radbremsen und Stromgenerator… ich konnte es mir nicht verkneifen… eine „Warmduscher-Motte“ also 🙂
Nach allerlei Flugvorführungen waren auch die Mottenpiloten gefragt: Sie sollten einen Verbandsflug vorführen, was sich ansehnlich darstellte, da noch eine dritte Motte am Platz war.
Für die Fotos entschuldige ich mich schon mal, aber ich musste ständig gegen die Sonne fotografieren, was bewirkte, dass die Bilder ziemliche Qualitätsmängel aufweisen. Eigentlich ist das eine schlechte Flugtagsregie. Man sollte immer darauf achten, dass die Zuschauer weder in die Sonne gucken, noch in deren Richtung fotografieren müssen. Aber bitte, man kann den Flugplatz halt schlecht einfach umdrehen.
Drei Motten im Verband, das sieht schon imposant aus, finde ich.
Leider mussten die Vorführungen auf Anordnung der zuständigen Verwaltung in einer Mindesthöhe von 100 m über Grund stattfinden. Ein Unding und für die Zuschauer wenig attraktiv. Doch der Vertreter der Behörde vor Ort ließ sich nicht erweichen.
Nachdem unser Tagewerk in Schameder verrichtet war, traten wir den Rückflug an. Wieder im Verband hoben Miss Sophie und die Gelnhausener Motte ab.
Und für mich wurde der Rückflug ein einziger Genuss… Es war jetzt ausreichend warm, ich hatte zudem Handschuhe – und einen kleinen Fotoapparat zum knipsen dieser Bilder dabei.
Genießen Sie nun mit mir die außergewöhnlichen Eindrücke, welche man nur beieinem Flug im Doppeldecker gewinnen kann. Es wird mir ein unvergessliches Erlebnis bleiben!
Der Rückflug war so geplant, dass wir in Ebern, nördlich Bamberg zwischenlanden, um Sprit aufzunehmen und dann Miss Sophie nach Rosenthal (südlich Bayreuth) nach Hause brächten.
Der Mann mit dem langen Daumen ist übrigens Pilot Thomas Plödt. Der Steuermann sitzt im Doppeldecker immer hinten…
Ein bisschen kann man ihn sogar durch die Windschutzbrille erkennen.
Sein Handzeichen mag aussagen, dass er mit dem Tag und Sophies Leistungen zufrieden war.
Diesen Blick über die Nase einer Tiger Moth sieht übrigens nur eine hochgehaltene Kamera. Ansonsten sehen weder Pilot noch Copilot direkt nach vorne, sondern müssen seitlich nach vorne blicken, …
… und das sieht dann in etwa so aus!
Hähä…, ich glaube man sieht mir meine Verzückung ob des Fluges an, oder?
Das liegt natürlich auch an der wunderschönen Landschaft, die wir überflogen… z.B. dieses Waldgebiet und später vorbei an der Wasserkuppe.
Vertraute Sehenswürdigkeiten wirken auch aus der Luft imposant.
… wie diese Schlossanlage nahe Bamberg. wer weiß wie Sie heißt?
Ebern… unser geplantes Zwischenziel. Leider tote Hose! Der Platz sieht geschlossen aus und der Tower meldet sich auch nicht auf unseren Anruf. Wir beraten kurz und beschließen, nach Lauf-Lillinghof zurück zu fliegen und unseren Flug dort zu beenden.
Also weiter zum Lillinghof, dem Ausgangspunkt und Zielpunkt unserer Reise, wo ein für mich unvergessliches Flugabenteuer sein Ende findet.
Doch merket all Ihr Flugbegeisterten:
Steigt nie an einem kühlen Sonntagmorgen ohne Handschuhe in einen Doppeldecker ein!