Eigentlich ein Furcht erregendes Wetter das uns der Münchner Meteorologe für den heutigen Tag prophezeite. Aber jetzt hatten wir schon mal Urlaub genommen und alles genauestens geplant, jetzt fliegen wir auch los. Wenigstens bis zu unserem ersten Etappenziel wird das Wetter doch noch mitspielen. Und so starteten wir am 20. August gegen halb zehn Uhr vom Lillinghof aus mit dem ersten Ziel Landshut.
Wir, das sind Wolfram und Roland mit der „Olga“. Einer Tecnam P92. Helmut mit seinem „Erdnussröster“ Emeraude und Herbert und ich mit der Motte.
Bis Landshut lief es tatsächlich vollkommen reibungslos. Der „Türmer“ ließ uns trotz vieler Bedenken neben der Piste auf Gras landen. Mit dem Schleifsporn ist es weitaus kritischer bei Seitenwind auf Asphalt zu landen als ins hohe Gras zu gehen.
Das Wetter erschien uns noch brauchbar für den zweiten Teil unserer Reise und so wurde eiligst die Motte betankt und die vergessene Versicherung für Österreich angefordert. Die lag auch prompt zehn Minuten später per Fax vor.
Nach dem Start mussten wir feststellen, dass der Meteorologe doch nicht ganz so unrecht hatte. Es begann zu regnen und die Basis sank merklich ab. Der Direktflug nach Zell am See war durch die niedrige Wolkenhöhe unmöglich geworden und wir entschlossen uns vom vor uns liegenden Chiemsee aus über Rosenheim ins Inntal einzufliegen. In dieser Gegend bin ich nicht ganz ortsfremd. Die Ausweichplätze Kufstein und St. Johann sind mir vom Segelflug her gut bekannt. Aber der Flug in den Tälern, vorbei am wilden Kaiser, verlief eigentlich sehr gut und wir konnten bis zum zweiten Etappenziel weiterfliegen. Dort angekommen war vorerst einmal Feierabend. Es goss die halbe Nacht wie aus Eimern und die Wolken lagen beinahe auf dem See auf.
Dank der hilfsbereiten Fliegerkameraden aus Zell am See konnten wir alle drei Maschinen in der Halle unterbringen.
Auch am nächsten Morgen hielt sich das schlechte Wetter in den Bergen. Um die Mittagszeit befragten wir den Meteorologen ob heute noch ein Alpenüberflug möglich sei. An der Großglockner Hochalpenstraße war es aussichtslos. Ebenso über das Gasteinertal. Wenn überhaupt, dann über den Tauernpass. Der Wetterfrosch konnte allerdings keine genauen Angaben machen und schlug uns vor, es einfach mal zu probieren. Südlich des Hauptkammes sei das Wetter jedenfalls merklich besser.
Also starteten wir bei strömendem Regen Richtung dritten Etappenziel, dem Flugplatz Nötsch, entgegen.
Noch einmal muss ich einen solchen Flug eigentlich nicht mehr machen. Unter uns „unlandbares“ Gelände, links und rechts felsige Berghänge. Oben, links, rechts und unten Regenwolken. Die schlechte Sicht aus der Motte wurde durch das trübe Wetter noch deutlich verschlechtert. In S-Kurven schlängelten wir uns in 7000 ft. dem heller werdenden Horizont entgegen.
Zum Glück hatte der Meteorologe recht. Ab Niederöblan wurde das Wetter zusehends besser und wir konnten den Rest der Reise richtig genießen. In Nötsch mussten wir ohne Anflugblatt zurecht kommen, da sich mal wieder einige Unterlagen auf nimmer wiedersehen aus dem offenen Cockpit verabschiedet hatten.
Nach dem Tankstopp ging es auf den letzten Teil der Reise. Über Arnoldstein und Tarviso bis zum Flugplatz Osoppo nordwestlich Udine. Wir folgten dem Flusslauf des Tagliamento in niedriger Höhe. Die engen Täler waren auf einmal nicht mehr störend, sondern wurden als Slalomstrecke umfunktioniert. Und plötzlich nach einer dieser endlosen Biegungen lag vor uns eine weite Ebene.
Wir sind durch! Hurra! Wir haben die Alpen durchquert! Es war ein unbeschreibliches Glücksgefühl. Wir kamen uns vor als hätten wir irgend einen Weltrekord errungen. Die Freude stand Herbert im Gesicht geschrieben als dieses Foto entstand.
Geschafft!!!